(Lesechallenge: Empfehlung) Bird Box

Öffne deinen Augen, und du bist tot! Dieses Mantra hat Malorie ihren beiden 

Kindern von Geburt an eingeimpft. Sie verlassen das Haus so selten wie mög-

lich und wenn doch, dann nur mit verbundenen Augen. Denn irgendetwas ist 

dort draußen, dessen Anblick jeden in den Wahnsinn treibt. Da klingelt das 

Telefon, und der unbekannte Anrufer bietet ihr einen sicheren Ort, nur ein paar 

Meilen den Fluss hinab. Kein weiter Weg, wenn man ihn sehen kann. Doch 

mit verbundenen Augen unmöglich. Dennoch steigt Malorie mit den Kindern 

in ein kleines Boot, der Hoffnung entgegen – oder dem Tod! 

Malorie ist Mitte 20, als sie erfährt, dass sie schwanger ist. Ungefähr zur selben Zeit, in der auch überall auf der Welt seltsame Selbstmorde die Runde machen. Während viele Leute bereits vom schlimmsten ausgehen, bleibt Malorie stur und glaubt nicht, dass tatsächlich etwas größeres im Gange ist. Als ihre Schwester sich jedoch, nach einem versehentlichen Blick aus dem Fenster das Leben nimmt, hat sie schreckliche Angst. Sie folgt einer Anzeige in der Zeitung in ein sicheres Haus, das Schutzsuchende bei sich aufnimmt. Zusammen mit ihren neuen Mitbewohnern, versucht Malorie sich und ihre Kinder am Leben zu halten. Malorie ist, trotz ihrer panischen Angst entschlossen, alles zu tun, was nötig ist, um ihre Kinder zu beschützen. Obwohl, gerade deswegen, offensichtlich ist, dass sie die beiden sehr liebt, hat sie ihnen keine Namen gegeben. Sie werden von ihr immer mit "Junge" und "Mädchen" gerufen. Das liegt aber vermutlich an der Angst ihrer Mutter, die beiden könnten ohnehin nicht allzulange überleben. Malorie ist eine starke und authentische Protagonistin, die einem trotz einer gewissen Härte, (die in solchen Zeiten aber nötig ist), sehr sympathisch ist. 

Tom ist Malories Lebensretter, der "Kapitän" des sicheren Hauses, und, wie im Buch oft beschrieben, ihre "Inspiration". Er ist ein optimistischer und sehr sozialer Mann, der hofft, eine Lösung zu finden, wie man wieder ein sicheres Leben führen kann. Für seine Mitbewohner ist er eine Art Anführer. Durch seine Entschlossenheit und seinen Mut riskiert er sogar sein Leben, um das der Hausbewohner zu schützen. Vor der Katastrophe hatte er eine Frau, die aber bei der Geburt seiner Tochter gestorben ist. Nach acht Jahren verlor er auch sein kleines Mädchen, da sie sich in der Badewanne das Leben nahm. Ob durch eines der Wesen - die angebliche Bedrohung, die dich wahnsinnig werden lässt - oder aus eigener Entscheidung, weiß er bis heute nicht. Diese Tragödie ist ein großer Grund, weshalb Tom seine Hausbewohner um jeden Preis beschützen will. Er hat schon genug Verluste ertragen müssen. 

Das Buch hat zwei primäre Zeitstränge. Es beginnt 5 Jahre nach der Katas-
trophe, mit Malories Beschluss, mit ihren Kindern über den Fluss zu fliehen. Ein Großteil der Geschichte besteht aber aus dem Anfang der Apokalypse und ihrer Zeit im Haus. Vorwiegend fokussiert sich die Story auf Malorie, obwohl auch wenige Kapitel auf Toms Erlebnissen basieren. Beides wurde aus der Sicht eines auktorialen Erzählers geschrieben. Bird Box ist von vorne bis hinten eine mitreißende und intensive Geschichte, die für Gänsehaut sorgt!

Josh Malerman ist ein großer Fan von Gruselliteratur und Horrorfilmen. Somit liegt es nahe, dass sein Debütroman „Bird Box“ ein Horror-Thriller mit Gruselelementen wurde. Er schrieb zunächst Gedichte und Kurzgeschichten und startete seine professionelle Karriere mit Songtexten. Josh Malerman ist Sänger der gefeierten Indie-Band „The High Strung“, mit der er bereits mehrfach in Guantanamo Bay aufgetreten ist. Heute lebt er mit seiner Verlobten in Royal Oak, Michigan.

Da es nicht sehr viel braucht, um mir wochenlangen Schlaf zu rauben, habe ich es mir zweimal überlegt, ob ich dieses Buch anfangen soll. Schon auf den ersten 50 Seiten war klar, dass es definitiv nichts verschleiert. Es war die Rede von Morden mit Kettensägen, Selbstmord mit Scheren, und es gab sehr detaillierte Beschreibungen von offengelegtem Fleisch und Knochen. Dennoch konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, denn so empfindlich ich auch bin, es war viel zu spannend um aufzuhören! (Funfact: Ich habe parallel zu Bird Box einen Liebesroman gelesen, damit ich abends vorm einschlafen an etwas anderes denken konnte.) Also eine sehr wichtige Anmerkung: Falls du genauso sensibel bist, wie ich, solltest auch du mehrmals überlegen, ob du das Buch lesen willst. Aber ich kann versprechen, es lohnt sich. Mal ganz abgesehen von dieser brillanten Idee, ist auch die Ausführung hervorragend gelungen und hat einen an das Buch gefesselt! Das Finale war unheimlich intensiv und so gut geschrieben, dass ich den Inhalt wie einen einzigen Film vor meinen Augen hatte!